Viele Menschen verstehen nicht, was Ärzte ihnen sagen möchten oder was in Patientenratgeber steht. Texte in Einfacher Sprache verstehen viele Menschen. Was ist Einfache Sprache und wo wird sie gebraucht? Das erkläre ich dir in diesem Beitrag.
Gesundheitsinformationen sind für viele Menschen sehr wichtig. Sie möchten sich vor dem Arztbesuch informieren, die Erläuterungen des Arztes verstehen, nach dem Arztbesuch noch genauere Infos einholen. Im Internet ist das sehr gut möglich. Es gibt viele Webseiten, die Gesundheitsinformationen bieten, denen man vertrauen kann.
Doch leider sind sie manchmal so geschrieben, dass sie von einem Laien nur schwer verstanden werden. Noch schwerer haben es da:
- Menschen mit Demenz
- Menschen, die gerade erst Deutsch lernen.
- Menschen, die als Erwachsene erst lesen lernen.
- Menschen mit eingeschränkter Sprachkompetenz
- Menschen mit Seh- und Hörschäden (durch Krankheiten, wie zum Beispiel Schlaganfall)
Alle Menschen sollen sich über medizinische Themen informieren können. Deshalb werden medizinische Texte, die Laien informieren sollen, oft in Einfacher oder Leichter Sprache geschrieben.
Was ist der Unterschied zwischen Einfacher und Leichter Sprache?
Einfache und Leichte Sprache sind unterschiedliche Versionen der deutschen Sprache. Die beiden Varianten sind deutlich besser für die meisten Menschen zu verstehen.
Leichte Sprache ist am besten zu verstehen. Diese Variante der deutschen Sprache wird immer da gebraucht, wo die Leser über eingeschränkte Kommunikationsfähigkeiten verfügen. Die Leichte Sprache wurde in Zusammenarbeit mit kognitiv Beinträchtigen und für diese entwickelt.
Bei Texten in Leichter Sprache wird eine große Schrift genutzt. Sätze bestehen nur aus Hauptsätzen. Nebensätze werden gar nicht verwendet. Es werden nur ganz einfache Wörter benutzt. Für die Leichte Sprache gibt es feste Regeln. Texte in Leichter Sprache werden von Prüfern und Prüferinnen mit Lernschwierigkeiten auf Verständlichkeit geprüft.
Einfache Sprache ist zwischen der Leichten Sprache und dem allgemein gebräuchlichen Deutsch angesiedelt. Einfache Sprache ist immer noch gut verständlich, aber etwas komplexer als Leichte Sprache.
Texte in Einfacher Sprache richten sich an Menschen, die beim Erfassen von Texten Schwierigkeiten haben. Das sind unter anderem:
- Demenz-Erkrankte
- Flüchtlinge oder Eingewanderte mit mangelnden Deutschkenntnissen
- Kinder und Erwachsene mit Lese-Rechtschreib-Schwäche
- Menschen mit eingeschränkter Konzentrationsfähigkeit, zum Beispiel nach einer langen Erkrankung oder nach einem Schlaganfall
Dabei brauchen nicht nur diese Personenkreise verständliche Texte. Gerade bei medizinischen Themen benötigen sehr viele Menschen aus der Gesamtbevölkerung verständlich aufbereitete Gesundheitsinformationen. Etwa ein Drittel der Deutschen hat Schwierigkeiten, medizinische Texte inhaltlich zu verstehen und zu beurteilen.
Regeln für Einfache Sprache
- Kurze Sätze (nicht mehr als 15 Wörter)
- Gute Strukturierung mit Überschriften und kurzen Absätzen
- Fremdwörter werden nicht benutzt oder aber erklärt).
- Aktive Sätze (nur wenig Passiv oder Konjunktiv)
- Nur ein Komma pro Satz
- Lange oder zusammengesetzte Wörter mit Bindestrich trennen.
- Keine Abkürzungen
- Keine Sprichwörter oder Metaphern
- Keine Verneinungen (nicht oder kein)
Wo wird Einfache Sprache im medizinischen Bereich gebraucht?
Im Gesundheitsbereich wird Einfache Sprache immer da gebraucht, wo es wichtig ist, dass Menschen die Informationen wirklich verstehen. Bei Krankheiten ist es wichtig zu wissen, woran man genau leidet, welche Symptome und Behandlungen auf einen zu kommen. Auch die Prognose muss verständlich sein, damit Patienten nicht unnötig Ängste entwickeln. Einfache Sprache ist wichtig für:
- Patientenratgeber
- Kliniken
- Ärzte
- Informationsportale im Internet
- Ratgeber zu Krankheiten und Medikamenten
- Gesundheitszeitschriften
Checkliste für Texte in Einfacher Sprache
- Hast du deinen Text gut mit Überschriften und Absätzen strukturiert? Ein gut aufgebauter Text ist leichter zu verstehen.
- Sind alle Sätze des Textes kurz und enthalten nicht mehr als 15 Wörter? Längere Sätze sind oft verschachtelt und nicht gut zu verstehen.
- Enthält jeder Satz maximal 2 Satzzeichen: ein Komma und/oder einen Punkt? Das ist ein Anzeichen dafür, dass die Sätze kurz und gut zu verstehen sind.
- Hast du Fremdwörter oder komplizierte, schwere Wörter im Text benutzt? Wenn ja: Bitte verwende statt dessen einfachere Wörter oder erkläre die Fremdwörter.
- Benutzt du viele aktive Verben? Bei passiven Sätzen ist das, worum es geht nicht so leicht zu erkennen.
- Hast du auf den Konjunktiv verzichtet? Wenn nein: Arbeite die Sätze so um, dass du in der Gegenwart schreiben kannst.
- Enthält jeder Satz nur einen Gedankengang? Wenn du mehrere Gedankengänge in einem Satz findest: Setze hinter jeden Gedankengang einen Punkt und mach aus dem Satz mehrere Sätze.
- Benutzt du immer die gleichen Begriffe oder verwendest du auch Synonyme? Auch wenn es nicht so abwechslungsreich ist, benutze für Texte in Einfacher Sprache immer die gleichen Begriffe und verzichte auf Synonyme.
- Findest du Verneinungen im Text? Das sind zum Beispiel „nicht“ oder „kein“. Ändere die Sätze so ab, dass du auf Verneinungen verzichten kannst.
- Metaphern verbildlichen Zusammenhänge. Für Texte in Einfacher Sprache sind sie nicht geeignet.
- Enthält dein Text Auflistungen, Tabellen oder Illustrationen? Wenn ja: Das ist super! Mit diesen grafischen Elementen verbesserst du das Verstehen beim Lesen deines Textes.
- Hast du in deinem Text Abkürzungen wie „z. B.“ oder „usw.“ verwendet? Auch wenn dir diese Abkürzungen sehr bekannt erscheinen: Schreibe Abkürzungen immer aus.
Es hört sich vielleicht einfach an, aber Texte in einfacher Sprache zu verfassen ist schwieriger, als du denkst.
Wenn du Hilfe benötigst oder Texte übersetzen lassen möchtest, sprich mich gerne an.